1 Roland Fuhrmann » Martin Seidel – Kunst am Bau im BMI, Außenanlagen, Berlin

Dr. Martin Seidel

Kunst am Bau für das Bundesministerium des Innern, Außenanlagen, Berlin

Hsg.: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung Berlin

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„Roland Fuhrmann gehört zu den erfolgreichsten Kunst-am-Bau-Künstlern der letzten Jahre. Anlässlich des Neubaus für das Bundesministerium des Innern (BMI) hat Fuhrmann ein Werk geschaffen, das von seinem Standort – dem Park neben der repräsentativen Protokollvorfahrt auf der Südseite des Ministeriums – mit der Architektur und den Außenanlagen in einen Dialog tritt und auch auf die Nutzung des Gebäudes Bezug nimmt.
Die Installation ‚Zusammenhalt‘ besteht aus dreißig locker gruppierten vierkantigen Stelen, die zwischen drei und vier Meter hoch sindund unregelmäßig breite Farbstreifen übereinanderschichten. Mit wogendem Höhenprofil, ständig sich verschiebenden Blickachsen und sich änderndem Zusammenspiel der Farben setzt das Stelenfeld zwischen der Strenge der Architektur und den baumbestandenen Grünflächen einen markanten Akzent.
Im Zusammenhang mit den Aufgabenbereichen des BMI erinnert diese Kunst unwillkürlich auch an dreidimensionale Säulendiagramme und Strichcodes. Ein zentraler Aspekt aber ist ein Bild, das sich in der perspektivischen Verzerrung der Stelen versteckt. Fuhrmann hat hat für dieses optische Phänomen der Anamorphose Schnappschussfotos von Menschen auf der Straße in vertikale Streifen geschnitten und per Digitaldruck auf eine der Schmalseiten der Stelen übertragen. Für den Betrachter stellt sich der Bildzusammenhang aus zehn Metern Entfernung an dem Punkt wieder her, an dem die Perspektivlinien zusammenfließen; zu sehen sind dann Kinder, Frauen und Männer unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Herkunft. Die Randpixel des jeweiligen Fotomotivs dagegen umlaufen die anderen Seiten der Stelen als Farbstriche, die den Eindruck der Strichcodes hervorrufen.
Fuhrmanns ‚Zusammenhalt‘ wird so zum Gleichnis, das eine symbolstarke Formensprache mit dem Apell an das Ministerium verbindet, über die Vielfalt der Zuständigkeiten nicht das Wesentliche aus den Augen zu verlieren – speziell nicht den im Titel des Werkes angesprochenen gesellschaftlichen Zusammenhalt.“