“ ‚Ich will nicht hübsch und lieblich tanzen !‘, soll die Tänzerin und Tanzpädagogin Gret Palucca (1902–1993) einmal gesagt haben, und das, was der Künstler Roland Fuhrmann in der Verbindung zwischen Neu- und Altbau installierte, ist genau solches nicht. Die 1925 von Palucca gegründete Tanz-Schule in Dresden wird nach manchem Statuswechsel zuletzt 1999 in einer Neufassung des Sächsischen Hochschulgesetztes als Hochschule für Tanz geführt. Das war der Grund dafür, den Bestand zu sanieren und um Neubauten zu ergänzen; darunter ist auch ein Internat für 50 junge Tanztalente. Im Rahmen der feierlichen Übergabe – den Realisierungswettbewerb gewann 2001 das Hannoveraner Büro Storch Ehlers Partner Architekten, die Gesamtarbeiten sollen im nächsten Jahr abgeschlossen sein – wurde auch die Installation Fuhrmanns, „Treibender Rhythmus“ übergeben, die den weitgestreckten Raum zwischen Alt- und Neubau auffüllt, Alt und Neu verbindet.
Mit einer Länge von 7,50 m und einer Gesamthöhe von 2,30 m schwebt die Skulptur aus neon- orangem Stahlrohr als scheinbar bewegtes, also kinematographisches Element im Raum, unsichtbar zitternd, wie kurz vor dem Sprung und doch schon mitten drin. Der Künstler legte seiner Arbeit einen Filmausschnitt der tanzenden Palucca aus den 20er Jahren zugrunde, den er in 30 Einzelbilder auflöste. Die 30 eingefrorenen Tanzbewegungen abstrahierte und reduzierte er mittels der linearen Verbindung der Körperextremitäten (Hände, Füße) in geometrische Form. Alle diese Formen werden abschließend ihrer Chronologie entsprechend räumlich aufgereiht, es entsteht eine fließende Bewegung, die den ihr zugewiesenen Raum wie in einem Zeitlupensprung in eine Richtung durchquert. Die Transparenz der Bewegungsabfolgen verleiht dem architektonischen Raum Spannung, ohne dabei Blickachsen zu verstellen.
Um die Arbeit, die losgelöst von ihrer Geschichte als Tanzskulptur verstanden werden kann, nach- vollziehbar zu machen, wurden die originalen Filmsequenzen des Palucca-Tanzes als transparenter Streifen auf jeder Etage ausgestellt. Nicht hübsch, nicht lieblich, aber schön!“ Benedikt Kraft