Christoph Tannert

Der Kurator, Hasenverlag Halle, 2024
ISBN 978-3-945377-99-4
2024

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de

Das „Perpeterum Mobile“ von Roland Fuhrmann nimmt Bezug auf Peter Langs Begeisterung für Perpetua mobilia und sein Titel ist ein Wortspiel mit Peters Vornamen. Auf dem ruinösen Altarsockel von St. Gangolf hat der Künstler eine ebene Platte aufgebracht, auf der sich seine Interpretation des bekannten, allerersten Readymades von Marcel Duchamp befindet. Der Hocker, bewusst modern nachgebaut, besteht aus lasergeschnittenem Aluminium. Das Fahrradrad ist wie bei einem Perpetuum Mobile mit schräg stehenden Whisky-Probierfläschchen versehen, in denen eine Flüssigkeit schwappt. Den Antrieb bewirkt ihre bewegliche Masse. In den abwärtsgeneigten Röhrchen hat sie ein höheres Drehmoment, weil sie da weiter von der Radnabe entfernt ist als in den Aufwärtsgeneigten gegenüber. Mit dieser ab dem 12. Jh. als Bhāskara-Rad bekannten Perpetuum-Mobile-Variante beschäftigte sich neben Fuhrmann u. a. bereits der Künstler Leonardo da Vinci. Heute erzielen Kurz-Videos mit solchen „Freie-Energie-Erzeugern“ Millionen Klicks im Internet und geben ein beredtes Bild vom ewigen menschlichen Sehnen und Glauben an das Wunderbare. Oder anders ausgedrückt: die Menschheit ist seit Bhāskara nicht viel schlauer geworden.
Roland Fuhrmann, der sich zur Umsetzung dieses Projekts Frank Fietzek an die Seite geholt hat, seines Zeichens Künstler, Elektroniker und Tüftler, spielt mit dieser Illusion, denn was die Physik versagt, erlaubt die Kunst.
Das permanent drehende Rad auf dem Altar ist ein zeitloses Symbol für das Zirkulieren des Universums sowie den ewigen Kreislauf von Geburt, Tod und Wiedergeburt. Wir bestehen alle aus dem Material dieses Planeten und werden irgendwann wieder zu Material.
Duchamps Rad-Readymade ist zwar weltberühmt, aber in gewisser Weise starr, unfertig und eigentlich langweilig. Das fehlende Etwas ist die Drehbewegung des Rades, die nun durch Roland Fuhrmann realisiert wird. Im Sinne des Kreislaufs allen Lebens: Panta rhei … [Christoph Tannert]

Roxane Latrèche | Roland Fuhrmann

Roland Fuhrmann and Roxane Latrèche in conversation

Concept, facilitation and translation:
Phoebe Blackburn

Confluence, Kehrer Verlag Heidelberg
ISBN 978-3-96900-119-6
2023

en

ROXANE LATRÈCHE (L) : Many of your works are open to the public. How did you come to work with art in public space and art in an architectural context?

ROLAND FUHRMANN (F) : I realised my first permanent in situ art installation in an office building in Halle/Saale while I was still a student. At 17 metres high, the kinetic installation Lichtbegegnung (light encounter) pierces the entire office building vertically, disregarding hierarchies, from the underground car park to the executive floor. In the meantime, sitespecific works dominate my work. House-high installations, sixty-metre-long or six-metre-high landscape sculptures weighing several tons are just as much a part of my work as tiny miniatures that enter a space kinetically and acoustically. Art in buildings offers me great spatial freedom, allowing me to work in completely different dimensions. But the most interesting point about art in public space is that it is open and freely accessible to everyone. It is the democratic idea of the ‘non-museum’, the everyday and immediate confrontation and communication with an audience that happens to stumble upon the art and may be open to interact with it.1
[more …]

Dr. Martin Seidel

Kunst und die Logik der Dinge –
Zum Werk von Roland Fuhrmann

confluence  Kehrer Verlag Heidelberg
ISBN 978-3-96900-119-6
2023

 

de

„Akribie und Anmut
‚Spektralsymphonie der Elemente‘ (Verweis) ist eine wunderbare Raumkunst im Atrium der Chemischen Institute der TU Dresden. Die schlanke Eleganz der herabhängenden Glasröhren korrespondiert mit der Anmut der Farbverläufe, die ihrerseits mit akribischer Systematik den chemischen Elementen zugeordnet sind. Diesem Werk fröhlicher Kunst und Wissenschaft strömte – bis hin zur Internetseite der Tagesschau – gleich nach seiner Fertigstellung im Jahr 2010 eine große Sympathiewelle entgegen.
Formvollendung und Experimentierfreude neben Freundlichkeit, Offenheit und Zugänglichkeit sind keine selbstverständlichen Attribute der zeitgenössischen Kunst. Aber sie sind bezeichnend für viele Werke von Roland Fuhrmann, der für architekturbezogene Kunst ein Spezialist und darin einer der erfolgreichsten Künstler der Gegenwart ist. Als bildender Künstler verfügt Fuhrmann natürlich über ein besonderes Maß an Phantasie, Gestaltungs- und Einfühlungsvermögen. Er ist, dies spiegelt sein gesamtes Werk deutlich wider, aber auch Tüftler, Konstrukteur und darüber hinaus Wissenschaftler, der eine viel beachtete baugeschichtliche Dissertation zu aerodynamisch geformten Luftschiffhallen vorgelegt hat. [mehr …]

Roxane Latrèche | Roland Fuhrmann

Interview der Kuratorin Roxane Latrèche mit
Roland Fuhrmann

Interviewkonzept und Moderation: Phoebe Blackburn

Confluence, Kehrer Verlag Heidelberg
ISBN 978-3-96900-119-6
2023

 

 

de

ROXANE LATRÈCHE (L) : Viele Ihrer Werke sind öffentlich zugänglich. Wie sind Sie dazu gekommen, sich mit Kunst im öffentlichen Raum und Kunst im Architekturkontext zu beschäftigen?

ROLAND FUHRMANN (F) : Die erste permanente Kunstinstallation in situ realisierte ich schon als Student in einem Bürogebäude in Halle. 17 Meter hoch durchbohrt die kinetische Installation Lichtbegegnung das gesamte Bürogebäude vertikal und überwindet Hierarchien, von der Tiefgarage bis in die Chefetage. Inzwischen dominieren ortsspezifische Arbeiten mein künstlerisches Schaffen. Haushohe Installationen, 60 Meter lange oder 6 Meter hohe tonnenschwere Landschaftsskulpturen gehören ebenso dazu wie winzige Objektminiaturen, die den Raum kinetisch und akustisch durchdringen. Kunst am Bau bietet mir eine große räumliche Freiheit, erlaubt das Arbeiten in ganz anderen Dimensionen. Aber der interessanteste Punkt an Kunst im öffentlichen Raum ist ihre offene, freie Zugänglichkeit für alle. Es ist die demokratische Idee des ‚Nichtmusealen‘, die alltägliche und unmittelbare Konfrontation und Kommunikation mit einem Publikum, das zufällig über die Kunst stolpert, mit ihr interagiert und von ihr erobert werden will.1
[mehr …]

Dr. Martin Seidel

Art and the Logic of Things –
On the Work of Roland Fuhrmann

Translation: Phoebe Blackburn

Confluence, Kehrer Verlag Heidelberg
ISBN 978-3-96900-119-6
2023

 

en

‚Meticulousness and Grace

Spectral Symphony of the Elements is a spatial artwork in the atrium of the Chemical Institute at the Technical University of Dresden. The slender elegance of the hanging glass tubes corresponds with the grace of the colour gradients, which in turn are meticulously and systematically assigned to the chemical elements. Soon after its completion in 2010, this work, which joins art and science, was met with great enthusiasm.
Perfection of form and joy of experimentation alongside openness and accessibility are not self-evident attributes of contemporary art. They are, however, characteristic of many works by Roland Fuhrmann, a specialist in architecture-related art and one of the most successful contemporary artists in the field. As a visual artist, Fuhrmann naturally possesses a special degree of imagination, creative ability and empathy. But, as his entire oeuvre clearly reflects, he is also a tinkerer, designer and, beyond that, a scientist who has written a widely acclaimed dissertation on streamlined airship hangars.1
[more …]

Corina Häring

„Kunst am Bau“ für den neuen Medizinischen Campus der Universität Augsburg

1. Preis: evolve von Roland Fuhrmann

Pressetext der Universität Augsburg als PDF

de

„Am ITM Standort im Foyer überzeugte Roland Fuhrmanns – „evolve“. Die Idee des Künstlers zwei symmetrische Exponentialkurven als Kettenlinie den Innenhof und das Atrium durchlaufen zu lassen erscheint simpel und genial zugleich. Die Exponentialkurve steht für Lebensvorgänge oder Umweltveränderungen, die sich exponentiell verändern. Damit wird auf nachvollziehbare Weise Bezug zur Nutzung des Gebäudes hergestellt aber auch die architektonische Idee gewürdigt. Das Atrium und der schräg dazu versetzte Patio sind in Blickbeziehung zueinander und werden durch das Kunstwerk im Innen- und Außenbereich miteinander verbunden.“

Protokoll des Preisgerichts im Wettbewerb

Kunst im öffentlichen Raum, Erinnerungs- und Gedenkort Roedeliusplatz Berlin

1. Preis: EINSCHLÜSSE von Roland Fuhrmann

de

„Der vorgeschlagene Entwurf wird aufgrund seiner Nah- und Fernwirkung, seiner beeindruckenden Vielschichtigkeit, Aussagekraft und Allgemeinverständlichkeit sowohl formal als auch inhaltlich als überzeugend wahrgenommen. Dabei ist der Ansatz der künstlerischen Auseinandersetzung durchweg partizipativ. Die Arbeit hat das Potenzial, eine große öffentliche Aufmerksamkeit zu entfachen und rückt dabei die Opferperspektive emotional berührend und multiperspektivisch ins Zentrum. Gleichzeitig gelingt es, die räumliche Orientierung auf die Tatorte zu lenken.“

Dr. Martin Seidel

Kunst am Bau für das Bundesministerium des Innern, Außenanlagen, Berlin

Hsg.: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung Berlin

Artikel komplett als PDF

de

„Roland Fuhrmann gehört zu den erfolgreichsten Kunst-am-Bau-Künstlern der letzten Jahre. Anlässlich des Neubaus für das Bundesministerium des Innern (BMI) hat Fuhrmann ein Werk geschaffen, das von seinem Standort – dem Park neben der repräsentativen Protokollvorfahrt auf der Südseite des Ministeriums – mit der Architektur und den Außenanlagen in einen Dialog tritt und auch auf die Nutzung des Gebäudes Bezug nimmt. [mehr …]

Leonie Baumann

The complex universe of patents
‚Art in architecture‘ for the German Patent and Trade Mark Office and the European Patent Office in Berlin

Building and Space, yearbook 2018, BBR, p. 122
Translation: Benjamin Liebelt, Berlin

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en

„In view of the expected constricted spatial situation in the canteen, Roland Fuhrmann conceived his idea for the lighting dome of the room. He designed a hovering installation with a visual radiance drawn from the synergy of illuminative and thermo-kinetic effects. The gently floating installation is made of polychrome, dichroic coloured glass that reacts to rays of light, wich will cause a diverse interplay of spectral colours when lightenters the canteen. Instead of beingregulated by an energy source, the temperature-changes in the room control the installation. [more …]

Leonie Baumann

Das komplexe Universum der Patente
Kunst am Bau für das Deutsche Patent- und Markenamt und für das Europäische Patentamt in Berlin

BAU UND RAUM, Jahrbuch 2018 des BBR, S. 189

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de

„Roland Fuhrmann realisiert angesichts der zu erwartenden dichten räumlichen Situation in der Kantine seine Idess in der Lichtkuppel des Raums. Er entwirft eine schwebende Installation, deren visuelle Strahlkraft aus der synergetischen Wirkung von Lichteinfall und thermokinetischen Effekten entsteht. Die zarte schwebende Installation aus polychromen dichroitischen Farbgläsern, die auf Lichteinstrahlung reagieren und das Spiel der Spektralfarben in der Kantine bei Lichteinfall vervielfältigen werden, wird zudem nicht mit Energie gesteuert, sondern durch Temperaturschwankungen im Raum. [mehr …]

CHP

REFUGES PERCHÉS

Artikel in LE PETIT JOURNAL vom 5. Oktober 2018 zur 
Solo-Show REFUGES PERCHÉS in Monflanquin/France

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fr

De la curiosité … de l’enthousiasme et de l’émotion à l’occasion du vernissage de l’exposition « refuges perchés » présentée par Roland Fuhrmann le vendredi 28 septembre

L’artiste allemand qui s’était intéressé aux « Palombières » lors d’un précédent séjour en résidence à Monflanquin en 2008 avait exprimé le souhait de poursuivre un jour ses investigations sur ce qu’il nomme » cabanes de retour à l’état sauvage ». Unique en son genre, le travail autant artistique que documentaire de Roland Fuhrmann porte un regard singulier sur des « structures-architectures » improbables, sophistiquées et improvisées… élaborées là ou l’homme et le gibier se côtoient. Leurs tunnels invisibles apparaissent comme les veines d’un organisme qui plonge sa griffe au cœur même de la forêt … [suite …]

Prof. Dr. Walter Grasskamp

Iconic Joy

Article at „Building and Space – Yearbook 2017“ of the Federal Office for Building and Regional Planning (BBR) about the „art in architecture“ œuvre ZUSAMMENHALT at the German Federal Ministry of the Interior (BMI), pp. 115-119

en

„The 1st Prize winning design by Roland Fuhrmann, entitled Zusammenhalt (“Cohesion”) presents a mixture of finely structured steles and an image that can be recognised as anamorphosis, albeit only from a single perspective, namely from within the security zone, i.e. behind the well-guarded fence. So you have to get inside there to start with! Anyone from outside wishing to enjoy the anamorphosis will have to attend one of the annual open days at the Federal Ministry of the lnterior, or BMI for short.
The winner is one of the few, if not the only design that offers passers-by outside the fence a completely different view from the users of the prohibited gardens themselves. lt makes visiting the garden an event, since each anamorphosis activates within us an iconic joy at a surprising connection between disparate themes, so seldom encountered in real life. But every society that does not wish to become homogenised as a community or nation is also disparate, so the anamorphosis has a special significance‚ since it illustrates to employees and visitors at the BMI the differences in ways of life, backgrounds and appearances of people that are brought together here as if in a random picture. In a way, what can be seen in the garden is an exemplary clientele of the BMI, while living representatives of the same clientele wonder by outside the fence, without seeing more than an appealing arrangement of steles. That not only has a certain exclusivity, but also humour.“ [more …]

Hans-Georg Engelke
State Secretary at the German Federal Ministry of the Interior (BMI):

„Social perspectives – Cohesion. Art at the Federal Ministry of the lnterior“

Article at „Building and Space – Yearbook 2017“ of the Federal Office for Building and Regional Planning (BBR) about the „art in architecture“ œuvre ZUSAMMENHALT at the German Federal Ministry of the Interior (BMI), pp. 113/114

en

„… I was truly impressed by some pieces and I am pleased that the Berlin artist Roland Fuhrmann was awarded the commission. His work is a very accomplished design with an expression that is relevant to the themes of our ministry. From one perspective it creates community, while from the other, it presents many individuals. Dependingon the viewpoint, one also sees barcodes, which can inspire many different associations: social cohesion, the rightto individuality or future developments.Thework’s multifaceted nature, evading any simplistic interpretation, suits our department perfectly.“ [more …]

Hans-Georg Engelke
Staatssekretär im Bundesinnenministerium:

„Gesellschaftliche Perspektiven – Zusammenhalt. Kunst am Bundesministerium des Innern “

Artikel in „Bau und Raum – Jahrbuch 2017“ des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung (BBR) zum Kunst-am-Bau-Werk ZUSAMMENHALT im Bundesministerium des Innern (BMI), S. 113/114

 

de

„… Einige Arbeiten haben mich wirklich überzeugt, und ich freue mich, dass der Berliner Künstler Roland Fuhrmann den Zuschlag erhielt. Seine Arbeit „Zusammenhalt“ ist gestalterisch sehr gelungen und sie hat eine Aussagekraft, die mit den Themen unseres Hauses zu tun hat. Aus dem einen Blickwinkel entsteht Gemeinschaft, aus dem anderen viele Einzelne. Je nach Perspektive erkennt man auch Strichcodes, zu denen wiederum viele Assoziationen denkbar sind: gesellschaftlicher Zusammenhalt, Recht auf Individualität oder zukünftige Entwicklungen. Vielschichtig und sich einfachen Interpretationen entziehend, passt das Werk perfekt zu unserem Haus.“ (mehr …)

Dr. Gregor Mayntz:
„Neue Perspektiven fürs Regieren – Kunst am Bau“

Artikel zur Einweihung des Kunst-am-Bau-Werkes ZUSAMMENHALT im Bundesministerium des Innern (BMI), veröffentlicht am 10. August 2017 in der Rheinischen Post

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de

„…’Zusammenhalt‘ heißen die 30 schmalen, kunterbunten und über vier Meter hohen Stelen. Von der Seite aus gesehen bilden sie einen hübschen Kontrast zum dahinter liegenden Ministeriums-Grau. Die Farbstreifen laufen auf Farbmuster an der Stirnseite der Stelen zu, entpuppen sich als Pixel, die sich wiederum je nach Standpunkt des Betrachters zu einem Bild mit Menschen ergänzen: eine Umformung also, eine Anamorphose. De Maizière sieht darin die Symbolik für das Individuum, für dessen Rechte sich das Verfassungsministerium einzusetzen habe, das aber zusammen zur Gruppe und zur Gemeinschaft werde – abhängig vom Standpunkt des Betrachters. Als Zusammenhalt der Gesellschaft sei dies ebenfalls Aufgabe des Ministeriums.
‚Das ist auch eine Frage von Ausgrenzung und Integration‘, ergänzt der Künstler. Und er will in den Stelen auch die Datensätze des Ministeriums mit dem Hinweis verbinden, dass es dabei stets um Menschen gehe. Kunst am Regierungsbau – für de Maizière regt sie anhand dieses Beispieles zum Nachdenken über das eigene Tun an. Sie schärfe dafür den Blick und könne die Wahrnehmung verändern. Sprich: Ruhig mal den Standpunkt ändern und schauen, wie sich die Wirklichkeit dann darbietet. (mehr …)

Prof. Dr. Walter Grasskamp:

„Ikonische Freude“

Rede zur Eröffnung der Ausstellung der Ergebnisse des Kunst-am-Bau-Wettbewerbs für das Bundesministerium des Innern (BMI) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) am 28. Februar 2017 im Ernst-Reuter-Haus, Straße des 17. Juni 112, 10623 Berlin

Veröffentlicht in „Bau und Raum – Jahrbuch 2017“ des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung (BBR), S. 115-119

Rede komplett als PDF

de

„… Der mit dem 1. Preis ausgezeichnete Entwurf, der hier vorne zu sehen ist, von Roland Fuhrmann mit dem Titel ZUSAMMENHALT, zeigt eine Mischung aus feingliedrig eingefärbten Stelen und einem Bild, das man als Anamorphose allerdings nur von einem einzigen Standpunkt aus erkennen kann, der sich innerhalb der Sicherheitszone, also hinter dem gut bewachten Zaun befindet – da müssen Sie aber erst einmal hineinkommen!
Ich weiß wovon ich rede, denn ich habe nach dem Ende der Jurysitzung im Bundesministerium des Inneren einmal versehentlich den Besucherausweis mitgenommen und bin dann einen halben Tag als schusseliges Sicherheitsrisiko durch Berlin gewandelt, bis ich ihn mit dem Taxi wieder abgeliefert hatte.
Der prämierte Entwurf ist damit einer der wenigen, wenn nicht der einzige Entwurf, der den Passanten auf den Wegen außerhalb des Zaunes einen ganz anderen Anblick bietet, als den Benutzern des umzäunten Gartens selber. Den Gartenbesuch macht er zum Ereignis, denn jede Anamorphose aktiviert in uns eine Art ikonische Freude über den überraschenden Zusammenschluss von Disparatem, wie man ihn im realen Leben selten genug erlebt. [mehr …]

Dr. Ute Chibiziura
Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)
Referat A 2 – Projektentwicklung, Wettbewerbe, Zuwendungsmaßnahmen im Inland

Spektralsymphonie der Elemente

Textausschnitt S. 14/15 aus:
14. Werkstattgespräch Kunst am Bau und Immobilienwirtschaft

de

„Zum Schluss möchte ich Ihnen noch eine sehr ästhetische Arbeit von Roland Fuhrmann für die Technische Universität in Dresden, genauer für die dortigen Chemischen Institute vorstellen, die seit ihrer Installation bei den Nutzern und Besuchern gleichermaßen Begeisterungsstürme auslöst. Seine Arbeit ist 30 m lang, 3,5 m breit und 15 m hoch. Sie besteht aus 1500 Glasröhren in 40 verschiedenen Farben, die an Stahldrähten hängend den Luftraum des Foyers füllen. Dabei handelt es sich nicht einfach nur um akribisch angeordnete bunte Glasstäbe, sondern um eine ausgeklügelte Struktur, die sich aus einer naturwissenschaftlichen Methode zur Bestimmung chemischer Elemente ableitet. Denn jedes chemische Element zeigt bei Betrachtung im Spektrometer eine spezifische Ausbildung von Farbsequenzen, an denen es sich erkennen und eindeutig zuordnen lässt. Fuhrmann hat für seine Kunst am Bau die charakteristischen Spektralfarben der ersten 99 Elemente des Periodensystems auf farbige Glasrohre übertragen und hintereinander zu einer „Spektralsymphonie“ angeordnet, so dass nicht nur ein intelligentes, sondern auch ein poetisches und schönes Kunstwerk herausgekommen ist, das Bauherren, Nutzer und Besucher als Rezipienten gleichermaßen anspricht. [mehr …]

Dr. Martin Seidel:
„Roland Fuhrmann – Spektralsymphonie der Elemente“

in: „Kunst am Bau – Projektes des Bundes 2006–2013“
Jovis Verlag Berlin, 2014

Seiten als PDF

de

„Kunst am Bau und Kunst im öffentlichen Raum finden nicht immer ungeteilte Zustimmung. Bei der Kunst für das Gebäude der Chemischen Institute und Institute für Wasserwesen auf dem Campus der TU Dresden, einer großen Installation von farbigen Rundstäben, ist dies anders. ‚Einfach toll!‘, ‚Schöne Arbeit – weiter so.‘, ‚gross, aber schön. Kunst noch schöner!‘, ‚Großer Wurf!‘ und ‚wunderbares Schauspiel.‘ Solche Kommentare auf den Webseiten des BauNetz und der Printmedien bringen den positiven Eindruck, den die raumästhetische Stimmigkeit der Kunst hinterlässt, ebenso zum Ausdruck wie ihre Wahl unter die Bilder des Tages auf den Internet-Nachrichtenseiten des ARD. Auch die Architekten des Gebäudes, Klein & Sänger, waren davon angetan; sie machten die Kunst am Bau zum Motiv ihrer Neujahrskarten und luden den Künstler, Roland Fuhrmann, zum Kunst-am-Bau-Wettbewerb für ein neues Bauprojekt ein. [mehr …]

Frank-Thorsten Moll:
„HŒHERE WESEN – Roland Fuhrmann“

Text zur Einzelausstellung im ‚Grenzraum‘ des
Zeppelin Museums Friedrichshafen, 2011/12.

de

„Zufallsfunde von privaten Zeppelinfotos, die von 1920 bis etwa 1930 geknipst wurden, lieferten die Idee für den Titel. Für den Laienfotografen von einst war es wohl eine besondere Herausforderung, den Fotoapparat schnell genug in Position zu bringen, um die rasch dahinziehenden Zeppeline noch im Sucher zu behalten. Allzu oft war das Luftschiff fast hinter Gebäuden verschwunden bevor der Auslöser betätigt werden konnte. Manchmal kam es dann zu einem Häuseranschnitt als schwarze Ecke im rechten oberen Bildrand. Diese kleinen fotografischen „Unfälle“ erinnerten Roland Fuhrmann an einen Klassiker der neueren Malereigeschichte. [mehr …]

Hamish Morrison Galerie, Berlin:
Text to the solo show ‚Im Büro‘

June 19 – August 1st 2009

Gallery text as PDF

 

en

„Roland Fuhrmann studied sculpture and metal in Halle and in Paris with Christian Boltanski. He graduated in 1997.
In his very diverse work Ronald Fuhrmann outlines (German) history as well as current social-political themes. His work is often critical and documentary. Furhmann’s artistic spectrum includes photography, video and installation. Special technical features often characterise his work. In the series ‚Fest der Schönheit/Festival of beauty‘ images of the former Olympic village in Wustermark from the Olympic games 1936 in Berlin are visible only if the viewer turns the crank. The apparent decay of the Olympic village documents traces of the various occupants of this historic place: athletes, German Wehrmacht, Red Army… Rotating the crank the viewer is drawn back into history and the flickering images bring back memories of Leni Rifenstahl’s Olympic propaganda movie ‚Fest der Schönheit‘. [more …]

Didier Arnaudet:
«La chasse, ici ?»

Catalogue texte dans: HORS DE PORTÉE, Association POLLEN, Monflanquin/France, 2008/09.

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fr

«La chasse, ici ? C’est une substance tout à la fois encombrante, vigoureuse, généreuse, ouverte à l’ampleur et à l’effervescence du réel le plus brutal et de la rêverie la plus fragile,
donc capable d’apparaître sous divers degrés de densité – tantôt matière rude, épaisse, tantôt déploiement fluide, aérien – s’inscrivant surtout dans des formes de vie et de convivialité, mais convoquant aussi des objets offensifs, des constructions sauvages, des conduites guerrières et des organisations d’une redoutable inventivité. Dans ses vidéos, photographies et installations, Roland Fuhrmann porte un éclairage qui mêle observation, contemplation, approche documentaire et échappées narratives, sur le cercle cruel qui enveloppe le prédateur et la proie, et sur le monde des palombières, perchées à la cime des arbres, issues d’étranges ententes entre rigueur et désordre, intérieur et extérieur, immobilité et mouvement, échappant ainsi à toute détermination trop claire. [ suite … ]

Denis Driffort:
„HORS DE PORTÉE – Exposition personelle à POLLEN“

Monflanquin, Aquitaine/France, 2008.

fr

« La diversité des outils utilisés par Roland Fuhrmann empêche son enfermement dans une discipline plus qu’une autre. Photos, vidéos, sculptures, installations participent à une forme d’anthropologie qui passe par une production plastique nourrie, qui ne s’interdit rien, pas même l’humour. Tel un patient horloger, Roland Fuhrmann ‚autopsie“, décortique, démonte puis recompose des ‚formes‘ signifiantes : les évolutions d’un corps dans l’espace se figent dans un tracé qui devient sculpture… une étude du système sanguin humain donne corps à une sculpture monumentale devant un hôpital… un diaporama-vidéo accompagné de rires hystériques et obscènes réactive un banal album photo (celui de sa famille allemande pendant la guerre) en témoignant d’une part de mémoire occultée…  [ suite … ]

Didier Arnaudet:
„Hunting? Here?“

Catalogue text in: HORS DE PORTÉE, Association POLLEN, Monflanquin/France, 2008/09.

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en

„Hunting? Here? It is a matter at one and the same time cumbersome, vigorous, generous,
open to the scope and effervescence of the most brutal reality and of the most fragile dream, yet capable of appearing in various degrees of density—sometimes coarse material, thick; sometimes with a fluid deployment or an aerial display—particularly inscribing itself in life forms and those of hospitality, but also summoning offensive objects, wild constructions, frontline trenches and organizations of terrible inventions. In his videos, photographs and installations, Roland Fuhrmann casts a light—blending observation, contemplation, a documentary approach and narrative digressions—on the cruel circle that encloses hunter and hunted and on the world of a pigeon hunter’s palombières perched at the top of trees. [more …]

Susanne Altmann:
„Zwischen ‚Philosophical toys‘ und mentalen Nachbildern – Roland Fuhrmann und die Kontinuität bildgebender Medien“

Katalogtext zu:
VALUTA, Einzelausstellung im Museum Goch, 2006

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de

„Nachbilder, jene Gaukeleien der Netzhaut, sind real existierende optische, physiologische Phänomene. Selten allerdings werden sie bewusst registriert werden. Sie gehören jedoch untrennbar zur visuellen Wahrnehmungsleistung – und prägen unser sinnliches Erleben über das tatsächlich sichtbare Angebot hinaus. Das Nachbild ereignet sich gleichsam im Zwischenraum von Bild und Bild. Die Existenz von Nachbildern und vor allem deren systematische Untersuchung haben die visuelle Kultur der Moderne entscheidend beeinflusst. [1]
Das 19. Jahrhundert war das Labor, wo – in einer turbulenten Grauzone zwischen Spiel und Experiment – die entsprechenden Pioniertaten stattfanden. 1827 setzte Charles Wheatstone sein Kaleidophon, das bereits optische Reize mit akustischen sowie physikalischen Vorgängen koppelte. Das Thaumatrop oder ‚Wunderscheibe‘ genannt und um 1825 von John Paris entwickelt, war eine Art ‚Spielzeug, das auf dem Prinzip der Nachbildwirkung (Persistenz) beruht. [mehr …]

Christoph Tannert:
„Vom Lernen aus der Geschichte“

Katalogtext zu VALUTA,
Einzelausstellung im Museum Goch, 2006.

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de

„Darf man aus dem Bundesadler einfach einen Flügel spreizenden Flattermann machen, so wie das die Infunktionssetzung von Roland Fuhrmanns ‚Großem Hampelmann‘ nach sich zieht? Wer will aus dem Korb aller Grundrechte die Freiheit der Kunst über ihre Grenzen hinaustragen? Hat diese Freiheit nicht immer auch mit Verantwortung zu tun?
Dem Künstler in dieser Hinsicht einen Vorwurf machen zu wollen, hieße seinen künstlerischen Ansatz grob zu missachten, denn das Gegenteil ist der Fall! Fuhrmanns Kunstwerke sind nicht die Vehikel zur effekthascherischen Inszenierung einer Provokation, sondern vielmehr ein Fingerzeig auf die zuweilen Angst machende Normalität. [mehr …]

Susanne Altmann:
„Between ‚philosophical toys‘ and mental afterimages –
Roland Fuhrmann and the continuity of image-making media“

Catalogue text to: ‚VALUTA‘, Museum Goch, 2006

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en

„Afterimages, those tricks of the retina, are real-existing, physiological, optical phenomena. But it is rare for them to be registered consciously. In spite of this, they are an inseparable part of visual perception – and they shape our sensory experience beyond that which is actually visible. The afterimage takes place, one might say, in the space between one image and the next. The existence of afterimages, and especially their systematic study, has had a crucial impact on the visual culture of modernity. [1]
The nineteenth century was the laboratory where – in a turbulent grey area between play and experiment – the pioneering work in the field was done. In 1827, Charles Wheatstone introduced his kaleidophone, which was already capable of coupling optical stimuli with acoustic and physical processes. [more …]

Christoph Tannert:
„Learning from History“

Catalogue text to:
‚VALUTA‘, solo exhibition at Museum Goch, 2006

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en

„Is it permitted to simply turn the federal eagle into a Jumping Jack spreading his wings, as Roland Fuhrmann’s ‚Grosser Hampelmann‘ (Big Jumping Jack) does when put into action? Who wants to carry artistic freedom beyond its limits, out of the basket of fundamental rights? Doesn’t this freedom also always have something to do with responsibility?
The urge to reproach the artist in this way would be a gross misunderstanding of his artistic intention, because the opposite is the case! Fuhrmann’s works of art are not a vehicle for the sensationalist staging of a provocation, but rather a hint at the fears normality can produce. In times when Germany’s federal cabinet has so-called threat analyses drawn up and bases new security doctrines on them, one can express concern, including with artistic means, about the way the threat is to be combated, precisely because German interests ‚in the age of globalization cannot be defined solely geographically‘, as the magazine DER SPIEGEL documents in relation to the new ‚White Paper‘ of Defense Minister Franz Josef Jung (Christian Democratic Union party). [more …]

Benedikt Kraft:
„Treibender Rhythmus – Skulptur in Dresdner Tanzschule übergeben“

DBZ Deutsche Bau Zeitschrift, 8/2006.
VALUTA, Museum Goch, 2007.

Artikel als PDF

de

“ ‚Ich will nicht hübsch und lieblich tanzen !‘, soll die Tänzerin und Tanzpädagogin Gret Palucca (1902–1993) einmal gesagt haben, und das, was der Künstler Roland Fuhrmann in der Verbindung zwischen Neu- und Altbau installierte, ist genau solches nicht. Die 1925 von Palucca gegründete Tanz-Schule in Dresden wird nach manchem Statuswechsel zuletzt 1999 in einer Neufassung des Sächsischen Hochschulgesetztes als Hochschule für Tanz geführt. Das war der Grund dafür, den Bestand zu sanieren und um Neubauten zu ergänzen; darunter ist auch ein Internat für 50 junge Tanztalente. Im Rahmen der feierlichen Übergabe – den Realisierungswettbewerb gewann 2001 das Hannoveraner Büro Storch Ehlers Partner Architekten, die Gesamtarbeiten sollen im nächsten Jahr abgeschlossen sein – wurde auch die Installation Fuhrmanns, „Treibender Rhythmus“ übergeben, die den weitgestreckten Raum zwischen Alt- und Neubau auffüllt, Alt und Neu verbindet. [mehr …]

Benedikt Kraft:
„DRIVING RHYTHM – Sculpture Handed Over To Dresden Dance School“

DBZ Deutsche Bau Zeitschrift, 8/2006.
VALUTA, Museum Goch, 2007.

Texte as PDF

en

„The dancer and dance teacher Gret Palucca (1902- 1993) is quoted as having said: ‚I don’t want my dancing to be nice and lovely!‘ – and what the artist Roland Fuhrmann has installed in the connecting tract between the old and new sections of this building is also neither of these. After numerous changes of status, most recently in 1999, the dance school founded by Palucca in 1925 is now operating as the Dance Academy following an amendment of Saxony’s University Act. This was the reason for restoring the existing building and adding new ones, including a boarding school for 50 young dance talents. The inauguration ceremony – the design competition was won in 2001 by the Hanover-based architects Storch Ehlers Partner, work is due for completion next year – included the handing over of Fuhrmann’s installation Treibender Rhythmus (Driving Rhythm) which fills the area between the two parts of the complex, linking old and new. [more …]

Christoph Tannert:
„Tugendterror“

Katalogtext zur Ausstellung: BERLIN-MOSKAU 1950-2000
im Martin-Gropius-Bau Berlin, 2004.

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„Roland Fuhrmanns Fortifikationsmaschine ist ein Symbol für die ‚Barrikade in Permanenz‘, von der die selbst ernannten ‚Fortschrittlichen‘ orakelten. Wo schritten sie eigentlich hin? Die blutige Revolution, die als Vehikel der Übergangszeit zum paradiesischen Zustand existieren muss, wie auch die Genossen der RAF träumten, wann, mit wieviel Toten auf beiden Seiten des Schützengrabens, sollte sie enden?“ Christoph Tannert

Christoph Tannert:
„Terror of Virtue“

Catalogue text to: BERLIN-MOSKAU 1950-2000
Exhibition at Martin-Gropius-Bau Berlin, 2004.

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„Roland Fuhrmann’s fortification machine is a symbol for the ‚Barricades in Permanence‘ which the self-avowed ‚progressives‘ have been prophesying. Where have they gone? The bloody revolution, necessary as a vehicle of transition to a state of paradise as the comrades of the RAF dreamed, when, and with how many deaths on both sides of the barricades, is it supposed to end?” Christoph Tannert

Monika Polak:
„Mechanically“

Catalogue text of the exhibition „kocham cie z daleka“
(I love you from far) at Arsenal Gallery Poznan/Poland
2001/02

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„FORTIFICATION by Roland Fuhrmann, a German artist, resembles a war machine, ‚armoured‘ and indestructible; it sounds the alarm of its location though some people tend to see it as a flower shape with pistil hidden among transparent petals. The orange tape glued to the floor around an installation made of barbed wire, an iron funnel, motion sensors and caterpillars marks out of danger site. When approaching the coils of barbed wire, we set off a chain reaction: detectors make the alarm go off the moment we cross or bend over the demarcated line. For Roland Fuhrmann, a German sculptor, a student of (among others) Christian Boltanski and Tony Brown, the European‘s otherness in Europe, foreignness and assimilation, does not involve problems. [more …]

Gerrit Gohlke:
„Eröffnungsrede zur Ausstellung des Kaiserring–Stipendiaten Roland Fuhrmann“

Mönchehausmuseum für Moderne Kunst Goslar, 29. Oktober 2000.

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„Meine sehr verehrten Damen und Herren,
es ist meine Aufgabe, hier ein paar einleitende Sätze zu den Arbeiten Roland Fuhrmanns zu sagen. Das ist einerseits keine ganz einfache Aufgabe, andererseits erledigt sie sich fast von selbst. Nicht ganz einfach ist sie, weil Roland Fuhrmann vor allem Arbeiten entwickelt, die im öffentlichen Raum nicht nur installiert werden, sondern die vorhandenen Räume mit technischer Finesse in Bewegung versetzten oder hörbar machen. Von eingriffen in Räume kann man erzählen, eigentlich aber muss man sie erlebt haben. Andererseits erledigt sich die Aufgabe von selbst, weil die Installationen keinem vorgefertigten Konzept, keiner vom Künstler mitgebrachten Anleitung folgen, sondern Werk für Werk Reaktionen auf örtliche Gegebenheiten sind. Es gibt kein theoretisches System, das in seinen Variationen aus den Arbeiten abzuleiten wäre. Es genügt, Installation für Installation selbst sprechen zu lassen. Die Konstante, die sich rasch herausstellt, ist weniger eine Art Handschrift in der Nutzung des Raumes als eine Haltung im Umgang mit dem Publikum. [mehr …]

Susanne Altmann:
„Dresden–Paris–Goslar, Kinetische Kunst von Roland Fuhrmann“

Dresdner Kulturmagazin, Juli 2000.

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„In den Elektrizitätswerken der Stadt Halle fährt ein Paternoster der besonderen Art. ‚Lichtbegegnung‘, die kinetische Skulptur des gebürtigen Dresdners Roland Fuhrmann, zieht sich als gläserne Röhre vom Parkhaus bis zum Dach durch fünf Stockwerke. Natürlich mussten Boden und Decken durchbohrt werden, um die transparente Stele zu ermöglichen. In ihrem Innern bewegen sich gemächlich vereinzelte Glühlampen durch das Gebäude, fahren zwölf Minuten aufwärts und genauso lange abwärts, und hin und wider begegnen sich zwei von ihnen. Ihr Licht scheint sich in diesem Moment zu addieren und flammt kurz auf, und ebenso abrupt, wie sie begonnen hat, ist die ‚Lichtbegenung‘ wieder vorüber. [mehr …]

Gerrit Gohlke:
„Die Austreibungsmaschinerie“

Katalogtext zur Ausstellung ‚www.vockerode-art.de‘
zur EXPO 2000 im Kraftwerk Vockerode, 2000.

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„Für das ‚ortsspezifische’ Event ist der Bau, in dem es Platz nimmt, ein Resonanzinstrument. Der ästhetische Eingriff gleicht dem Anschlag eines Tons, mit dem man die Klangqualität eines Fundstücks erprobt. Uns so ist der bestmögliche Einpassungserfolg, mit dem die Kunst die Aneignung einer eben demontierten Industriearbeitsstätte betreibt, die wortwörtliche Bespielung der Architektur. Neben der schauerlich entleerten Maschinenhalle sind in Vockerode nur noch Resteingeweide verblieben, sechs Dampfkessel wie stählerne Kirchturmspitzen, die als zwecklose Gefäße in einem Seitenschiff des Gebäudes stehen. Es scheint nicht viel anders denkbar, als andauernd an ihre Wände zu schlagen, gewissermaßen einen Scheinklang im Wrack zu erzeugen, als letzten Reflex einer verblichenen Vitalität. Der Berliner Künstler Roland Fuhrmann hat im ehemaligen Großkraftwerk Elbe 50 maschinelle Module installiert. Sie heften als parasitäre Maschinen an den Kesseldecken und erzeugen Echos eines untergegangenen Lärms einer untergegangenen Produktivität. [mehr …]