Das „Perpeterum Mobile“ von Roland Fuhrmann nimmt Bezug auf Peter Langs† Begeisterung für Perpetua mobilia und sein Titel ist ein Wortspiel mit Peters Vornamen. Auf dem ruinösen Altarsockel von St. Gangolf hat der Künstler eine ebene Platte aufgebracht, auf der sich seine Interpretation des bekannten, allerersten Readymades von Marcel Duchamp befindet. Der Hocker, bewusst modern nachgebaut, besteht aus lasergeschnittenem Aluminium. Das Fahrradrad ist wie bei einem Perpetuum Mobile mit schräg stehenden Whisky-Probierfläschchen versehen, in denen eine Flüssigkeit schwappt. Den Antrieb bewirkt ihre bewegliche Masse. In den abwärtsgeneigten Röhrchen hat sie ein höheres Drehmoment, weil sie da weiter von der Radnabe entfernt ist als in den Aufwärtsgeneigten gegenüber. Mit dieser ab dem 12. Jh. als Bhāskara-Rad bekannten Perpetuum-Mobile-Variante beschäftigte sich neben Fuhrmann u. a. bereits der Künstler Leonardo da Vinci. Heute erzielen Kurz-Videos mit solchen „Freie-Energie-Erzeugern“ Millionen Klicks im Internet und geben ein beredtes Bild vom ewigen menschlichen Sehnen und Glauben an das Wunderbare. Oder anders ausgedrückt: die Menschheit ist seit Bhāskara nicht viel schlauer geworden.
Roland Fuhrmann, der sich zur Umsetzung dieses Projekts Frank Fietzek an die Seite geholt hat, seines Zeichens Künstler, Elektroniker und Tüftler, spielt mit dieser Illusion, denn was die Physik versagt, erlaubt die Kunst.
Das permanent drehende Rad auf dem Altar ist ein zeitloses Symbol für das Zirkulieren des Universums sowie den ewigen Kreislauf von Geburt, Tod und Wiedergeburt. Wir bestehen alle aus dem Material dieses Planeten und werden irgendwann wieder zu Material.
Duchamps Rad-Readymade ist zwar weltberühmt, aber in gewisser Weise starr, unfertig und eigentlich langweilig. Das fehlende Etwas ist die Drehbewegung des Rades, die nun durch Roland Fuhrmann realisiert wird. Im Sinne des Kreislaufs allen Lebens: Panta rhei … [Christoph Tannert]